Eine Mesmer-Ära begann 1990

Köbi Menzi – Teil 2: Was in einer Mesmer-Ära alles passiert.

Köbi war 1991 bei der Kirchenrenovation dabei, als mit dem Seilzug das frisch verzinkte Grundkonstrukt für das Zifferblatt der Uhr hochgezogen wurde. Weil der Knopf im Seil nicht genug gesichert war, löste sich dieser, und schon nach 3 Metern fiel diese Konstruktion zu Boden. Dass niemand zu Schaden kam, war für Köbi ein grosses Gnadengeschenk.

Bei der ersten Hochzeit im März 1991, die der frischgebackene Mesmer einläutete, vergriff er sich bei der Glockenwahl. Anstatt mit den hohen Tönen begann das Geläut mit den tiefen Tönen, wie das bei Beerdigungen üblich ist.

Zur Rasenpflege gehört, dass gegen grossblättriges Unkraut ein Rasenrein gespritzt wird. Zu der Zeit war das noch legal. Dies tat Köbi und freute sich auf einen wunderbaren Rasen. Nach der dritten Füllung merkte er, dass er nicht das richtige Mittel spritzte. Schon zwei bis drei Wochen später war ein grosser Teil des Rasens braun und musste sich einer Zwangseinsaat unterziehen. «Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, mich hintersinnt und geschämt», erzählt Köbi. Zum Glück wuchs der Rasen nach zwei Monaten wieder schön und man merkte nichts mehr vom Malheur.

Früher brauchte das Schlagwerk eine spezielle Methode, um ein- und ausgeschaltet zu werden. Damit die Nachtruhe während des Städtli-Festes gewährleistet war, mussten die Glocken im richtigen Moment ausgeschaltet werden. Leider war das nicht der Fall und die Glocken lärmten permanent, bis Köbi in der Kirche war und die Sicherung zog.

Als das Alkohol- und Nikotinverbot noch nicht verordnet war, herrschte um die Kirche eine richtige Sauerei. Einmal benutzte eine Frau das Betonbänkli als WC. Ebenfalls wurden einige Velos den Abhang hinuntergeworfen oder die Glaslampen zerschlagen. Der Vater eines Übeltäters, den Köbi erwischt hatte, sprach eine Morddrohung gegen ihn aus, wenn er den Fall der Polizei melde. Auch der Stille Raum wurde schon als WC oder Schlafraum für Obdachlose benutzt. Einmal hat der Mesmer im Raum ein Liebespaar in flagranti erwischt. Deshalb schliesst heute der Raum ab 18.00 Uhr. «Ich möchte Ruhe und Ordnung um das Kirchengelände und deshalb habe ich schon etliche Abfallsäcke gefüllt», berichtet Köbi weiter.

Den letzten Teil dieser Erzählung finden Sie im nächsten «Kirchenboten».

Köbi bei Umgebungsarbeiten auf der Kirchenwiese.

Köbi Menzi – Teil 1

Im September 1990 trat Köbi Menzi die Stelle als Mesmer in der Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil an. Zu dieser Zeit war es üblich, dass die Ehefrau auch ein Teilpensum übernahm, was Anneliese auch tat.

Wie es dazu kam: Aus gesundheitlichen Gründen musste der angeschlagene Zimmermann Köbi Menzi seinen Beruf an den Nagel hängen. In der technischen Abteilung der BINA konnte Köbi sein Handwerk einbringen und viel dazulernen. Als Vater von vier Kindern wollte er noch eine Lehre als Mechaniker ausüben. Mit dem Bewusstsein, dass er nur einen Lehrlingslohn und die Kinderzulage erhalten würde, war ihm das doch zu riskant. Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt Köbi: «Da mein Reden und Handeln nicht immer so gesittet war, mahnte mich sogar meine Mutter zwischendurch und meinte: «Mit dir muss mal noch etwas geschehen!» 

Dieser Zeitpunkt kam bald, wie Köbi erzählt: «Als Anlagewart der Zivilschutzanlage besuchte ich eine Ausbildung in Romanshorn und übernachtete dort. Zu der Zeit war eine Evangelisation mit Wilhelm Pahls, bei der ich von einem Mitarbeiter der Evangelisation angesprochen wurde. Mit seiner Hilfe konnte vieles in meinem Leben bereinigt werden und ich übergab mein Leben Jesus. Bald darauf wurde mir klar, was meine Mutter mit der Aussage gemeint hatte. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr ohne den Glauben leben konnte und wollte.» Nun war Köbi Sänger im Kirchenchor und war Teil eines Hauskreises. Dann erfuhr er von der ausgeschriebenen Stelle als Nachfolger von Mesmer Erwin Müller. Sofort besuchte er den damaligen Pfarrer Roger Rohner. Darauf folgte ein Vorstellungsgespräch beim Kirchenpfleger zu Hause, und kurze Zeit später konnte er seine Arbeit als Mesmer in unserer Kirchgemeinde aufnehmen. Das war für ihn ganz klar eine Gebetserhörung. «Am Anfang setzte ich mir zum Ziel, jedes persönliche Gespräch mit einem Gebet zu beenden. Leider versandete dieser Vorsatz ziemlich bald», erzählt Köbi.

An den hohen Feiertagen wie Silvester, Karfreitag oder zu Beerdigungen mussten die Kirchenglocken manuell ein und ausgeschaltet werden. Das bedeutete, dass Köbi sich oft alleine in der Kirche aufhielt und wartete, bis das Geläut fertig war, um es wieder für den nächsten Anlass umzustellen. Heute sind die Heizung, die Lüftung, das Schlagwerk sowie die Musikanlage digitalisiert. «Ich weiss mittlerweile, wo was eingeschaltet wird. Versagt aber die Technik, ist mein Digital-Latein schnell am Ende. Früher konnte ich das Schlagwerk selber reparieren und manche Tische und Stühle instand halten», berichtet der Mesmer, der gern barfuss läuft. Auch die Rundbühne hat er selber entworfen und hergestellt, und das alles ohne Pläne. 

Mit viel Freude erinnert sich Köbi an die erste Sonntagschulweihnacht, an der etwa 30 bis 40 Kinder beteiligt waren und sogar ein lebendiger Esel dabei war. Das war für ihn ein grosses Highlight. «Als wir noch im alten Kirchgemeindehaus am Hofplatz tätig waren, freute es mich, wenn bei Anlässen ein Raum voller Menschen war und ich mit meiner Hilfe Unterstützung bieten konnte. Leider gibt es heute nicht mehr so grosse Gruppen», bedauert der Mesmer.

Köbi Menzi an der Technik

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