Ewigkeitssonntag «Trauer, Trost, Hoffnung»

Das Kirchenjahr beginnt nicht am 1. Januar, sondern am ersten Advent, mit dem die erwartungsvolle Zeit vor Weihnachten startet. Für all jene, die im vergangenen Jahr einen nahestehenden Mitmenschen verloren haben, kann die fröhliche Adventszeit eine doppelte Herausforderung sein: In vielen Situationen wird man schmerzlich daran erinnert, dass die verstorbene Person nicht mehr da ist. Um diese schwierigen Gedanken und Gefühle aufzufangen, wird am letzten Sonntag des zu Ende gehenden Kirchenjahres Ewigkeitssonntag oder Totensonntag gefeiert. Im Gottesdienst wird an diesem Tag aller verstorbenen Gemeindeglieder gedacht: Ihre Namen werden vorgelesen und im Gedenken an sie werden Kerzen angezündet. Für die trauernden Angehörigen und Freunde ist dies eine Gelegenheit, nochmals zurückzuschauen auf das Leben der Verstorbenen und Trost zu suchen in der Gemeinschaft mit anderen Trauernden, in Liedern und biblischen Zusagen. «Geteiltes Leid ist halbes Leid» darf hier erlebbar werden. Die Trauerfamilien werden jeweils mit einem Brief persönlich eingeladen, es sind aber alle herzlich eingeladen, die Erinnerung an die Verstorbenen noch einmal aufscheinen zu lassen und die Trauer gemeinsam zu tragen. In unserem christlichen Glauben ist die Hoffnung auf die Auferstehung grundlegend und schenkt uns Hoffnung: Jesus Christus ist am dritten Tag auferstanden (vgl. Bild: Bronzerelief auf dem Friedhof Bischofszell), er geht uns voran in ein neues, ewiges Leben. Wer ihm vertraut, wird die Ewigkeit an seiner Seite bei Gott verbringen. So kann in aller Trauer ein hoffnungsvolles Licht unseren Weg erhellen. 
In den Zeitungen liest man vermehrt von Beerdigungen «im engsten Familienkreis»: Das kann für die Angehörigen entlastend sein, da sie mit ihrer Trauer so nicht der Öffentlichkeit ausgesetzt sind. Es nimmt aber den Nachbarn, Freunden und weiteren Wegbegleitern der verstorbenen Person die Möglichkeit, in aller Würde und Ernsthaftigkeit vom verstorbenen Mitmenschen Abschied zu nehmen. Ich empfehle daher immer gerne die «Kompromisslösung»: Der Abschied auf dem Friedhof kann im Familienkreis gestaltet werden, wo man den Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen kann. Und für die Trauerfeier in der Kirche wird öffentlich eingeladen: So können alle mit Musik, Liedern, einer Würdigung im Lebenslauf und persönlichen Begegnungen die Erinnerung an den lieben Mitmenschen vergegenwärtigen und die Trauer um ihn miteinander teilen. 

Ich wünsche allen Trauernden einen tröstlichen Ewigkeitssonntag und eine lichterfüllte und hoffnungsvolle Advents- und Weihnachtszeit.

Paul Wellauer, Pfarrer

Bronzerelief auf dem Friedhof Bischofszell, Gestaltung Hansjörg Hemmi, Bildhauer.

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