Rückblick des ökumenischen Gottesdienst am Stadtfest 2025
Wenn die Gassen voller Leben sind, Musik erklingt und Begegnungen gefeiert werden, dann ist Stadtfest in Bischofszell. Unter dem Motto «Zämä uf Gass» lädt die Stadt zum Feiern ein – und mittendrin gehört auch der ökumenische Gottesdienst fest zum Programm.
Bereits seit 16 Jahren gehen Pfarrer Paul Wellauer
(evangelisch) und Christoph Baumgartner (katholisch) gemeinsame Wege. Passend zum Stadtfest haben sie das Motto erweitert: «Zämä uf Gass macht mehr Spass.» Für beide steht die Botschaft der Begegnung im Vordergrund – ob in fröhlichen oder traurigen Momenten, die das Leben in den Bischofszeller Gassen mit sich bringt.
Heitere Begegnungen in den Gassen
Pfarrer Baumgartner erinnert sich an drei besondere Momente aus seiner Anfangszeit in Bischofszell:
- Ein Ehepaar grüsste ihn herzlich in der Kirchgasse – Pfarrer Baumgartner meinte verschmitzt: «Sie müssen der evangelische Pfarrer sein, Sie haben auch so wenig Haare wie ich.»
- Eine ältere Dame schob zwei Puppen im Rollator. Auf seine scherzhafte Frage, ob sie mit ihren Kindern spazieren gehe, erhielt er die schlagfertige Antwort: «Eines sage ich Ihnen, Herr Pfarrer, mein Mann und ich haben richtige Kinder gemacht.»
- Und ein weiterer Stadtbewohnerin, die bis heute alle freundlich grüsst, sagte ihm gleich beim ersten Treffen: «Ich bete auch für den evangelischen Pfarrer.»
Auch Pfarrer Wellauer blickt zurück: Als er während der Rosenwoche mit dem Umzugswagen durch die Kirchgasse wollte, wurde er zunächst aufgehalten. Doch als man erfuhr, dass er der neue evangelische Pfarrer war, öffneten sich die Gassen im wahrsten Sinne des Wortes.
Stimmen aus der Stadt
Vier Kinder und eine Erwachsene erzählten in Interviews, was ihnen die Gassen bedeuten. Spielen steht ganz oben: «Räuber und Poli» sei der Hit – und natürlich das berühmte «Hausglocken-Klingelspiel». Die Kinder wünschen sich eine eigene Strasse zum Spielen. Rosmarie Kägi fasste es so zusammen: «Es ist schön, in Bischofszell zu leben. Aber unter jedem Dach liegt auch ein Ach.»
Licht und Salz für die Welt
Im Mittelpunkt des ökumenischen Gottesdienstes steht die Botschaft aus der Bergpredigt: «Ihr seid das Licht der Welt und das Salz der Erde.» Wellauer und Baumgartner möchten damit ermutigen, im Alltag Liebe, Lachen und Zeit zu verschenken. «Niemand soll sein Licht unter den Scheffel stellen», betonen sie – gerade auf den Gassen, wo sich das Leben abspielt.
So verbindet das Stadtfest nicht nur Menschen auf den Strassen, sondern auch die Kirche mit der Stadtgemeinschaft. Oder, wie die Pfarrer es ausdrücken: «Zämä uf Gass macht mehr Spass.»
Barbara Müller