Eine Mesmer-Ära begann 1990

Köbi Menzi – Teil 3: Der Mesmer als Gesprächspartner.

«Ich durfte schon viele gute Begegnungen mit Menschen aus der Ukraine erleben. Manchmal treffe ich weinende Personen in der Kirche an, die mir gerne ihr Leid erzählen. Oder da sind Menschen, die mir Sachen verkaufen wollen. Es ist schon vorgekommen, dass ich Hilfsbedürftige mit nach Hause genommen habe und mit ihnen das Essen teilte. Viele Kirchenbesucher oder Leute vom Städtli, die ausserhalb der Gottesdienste vorbeikommen, freuen sich über ein offenes Ohr» erzählt Köbi Menzi.

Veränderungen gehören dazu
Während der 34 Jahre war die Zusammenarbeit mit diversen Pfarrern, z. B. Roger Rohner, Samuel Dietiker und Hansjörg Haller sowie heute Paul Wellauer und Erich Wagner, und natürlich Daniel Aebersold, einzigartig. Auch mit sehr vielen verschiedenen Behördenmitgliedern durfte Köbi seine Erfahrungen machen. Gerne erinnert er sich an den Vikar Dominik Schmid und dessen Frau Marianne, die ein Jahr lang amtierten, während Samuel Dietiker und Hansjörg Haller je ein halbes Jahr Auszeit hatten. 
Zwei Kirchenrenovationen erlebte Köbi mit. Bei einer bekam die Kirche einen neuen Anstrich. Doch leider hatte sie die falsche Farbe bekommen, die gerissen hat und somit Wasser in die Fassade eingedrungen ist. 
«Mein Job bietet mir viel Freiheit. Konnte ich doch, wenn die Mesmer- Arbeit getan war, verschiedenen Personen helfen oder im eigenen Wald holzen. Während meiner Anstellung in der Kirchgemeinde machte ich nur einmal mit meiner Familie eine Woche Ferien in Wildhaus. Gerne nutzte ich meine Freitage zum Obsten oder Helfen. Ferien waren für mich eher ein Fremdwort», erzählt Köbi.

Grosse Dankbarkeit
«Ich arbeite gerne und mir ist wohl dabei. Ich schaue auf eine sehr gute Zeit zurück, vielseitig und abwechslungsreich. Ich konnte selbständig meine Arbeit verrichten, das schätzte ich sehr. Auch meine Frau Anneliese, die im Hintergrund ihre Arbeit machte und mir immer beistand, hat viel zu meiner Zufriedenheit beigetragen.» «Denn alles, was ihr wollt, was euch die Leute tun, mache auch dem anderen.» (Matthäus 7,12) «Ich bin mir für nichts zu schade und schätze es, wenn ich direkt angesprochen werde, wenn etwas nicht korrekt ist. Der Glaube kommt aus dem Wort und das wünsche ich mir für die Zukunft der Kirchgemeinde. Jesus Christus soll im Zentrum stehen! Mich wird man in Zukunft öfters im Wald antreffen. Ich könnte mir auch vorstellen, in einer Rehaklinik oder einem Pflegeheim Freiwilligenarbeit zu leisten», schliesst Köbi das Gespräch ab.

Im Gespräch mit Köbi Menzi war Barbara Müller.

Köbi beim Aufräumen nach dem Gottesdienst.


Köbi Menzi – Teil 2: Was in einer Mesmer-Ära alles passiert.

Köbi war 1991 bei der Kirchenrenovation dabei, als mit dem Seilzug das frisch verzinkte Grundkonstrukt für das Zifferblatt der Uhr hochgezogen wurde. Weil der Knopf im Seil nicht genug gesichert war, löste sich dieser, und schon nach 3 Metern fiel diese Konstruktion zu Boden. Dass niemand zu Schaden kam, war für Köbi ein grosses Gnadengeschenk.

Bei der ersten Hochzeit im März 1991, die der frischgebackene Mesmer einläutete, vergriff er sich bei der Glockenwahl. Anstatt mit den hohen Tönen begann das Geläut mit den tiefen Tönen, wie das bei Beerdigungen üblich ist.

Zur Rasenpflege gehört, dass gegen grossblättriges Unkraut ein Rasenrein gespritzt wird. Zu der Zeit war das noch legal. Dies tat Köbi und freute sich auf einen wunderbaren Rasen. Nach der dritten Füllung merkte er, dass er nicht das richtige Mittel spritzte. Schon zwei bis drei Wochen später war ein grosser Teil des Rasens braun und musste sich einer Zwangseinsaat unterziehen. «Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, mich hintersinnt und geschämt», erzählt Köbi. Zum Glück wuchs der Rasen nach zwei Monaten wieder schön und man merkte nichts mehr vom Malheur.

Früher brauchte das Schlagwerk eine spezielle Methode, um ein- und ausgeschaltet zu werden. Damit die Nachtruhe während des Städtli-Festes gewährleistet war, mussten die Glocken im richtigen Moment ausgeschaltet werden. Leider war das nicht der Fall und die Glocken lärmten permanent, bis Köbi in der Kirche war und die Sicherung zog.

Als das Alkohol- und Nikotinverbot noch nicht verordnet war, herrschte um die Kirche eine richtige Sauerei. Einmal benutzte eine Frau das Betonbänkli als WC. Ebenfalls wurden einige Velos den Abhang hinuntergeworfen oder die Glaslampen zerschlagen. Der Vater eines Übeltäters, den Köbi erwischt hatte, sprach eine Morddrohung gegen ihn aus, wenn er den Fall der Polizei melde. Auch der Stille Raum wurde schon als WC oder Schlafraum für Obdachlose benutzt. Einmal hat der Mesmer im Raum ein Liebespaar in flagranti erwischt. Deshalb schliesst heute der Raum ab 18.00 Uhr. «Ich möchte Ruhe und Ordnung um das Kirchengelände und deshalb habe ich schon etliche Abfallsäcke gefüllt», berichtet Köbi weiter.

Den letzten Teil dieser Erzählung finden Sie im nächsten «Kirchenboten».

Im Gespräch mit Köbi Menzi war Barbara Müller.

Köbi bei Umgebungsarbeiten auf der Kirchenwiese.


Köbi Menzi – Teil 1

Im September 1990 trat Köbi Menzi die Stelle als Mesmer in der Kirchgemeinde Bischofszell-Hauptwil an. Zu dieser Zeit war es üblich, dass die Ehefrau auch ein Teilpensum übernahm, was Anneliese auch tat.

Wie es dazu kam: Aus gesundheitlichen Gründen musste der angeschlagene Zimmermann Köbi Menzi seinen Beruf an den Nagel hängen. In der technischen Abteilung der BINA konnte Köbi sein Handwerk einbringen und viel dazulernen. Als Vater von vier Kindern wollte er noch eine Lehre als Mechaniker ausüben. Mit dem Bewusstsein, dass er nur einen Lehrlingslohn und die Kinderzulage erhalten würde, war ihm das doch zu riskant. Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt Köbi: «Da mein Reden und Handeln nicht immer so gesittet war, mahnte mich sogar meine Mutter zwischendurch und meinte: «Mit dir muss mal noch etwas geschehen!» 

Dieser Zeitpunkt kam bald, wie Köbi erzählt: «Als Anlagewart der Zivilschutzanlage besuchte ich eine Ausbildung in Romanshorn und übernachtete dort. Zu der Zeit war eine Evangelisation mit Wilhelm Pahls, bei der ich von einem Mitarbeiter der Evangelisation angesprochen wurde. Mit seiner Hilfe konnte vieles in meinem Leben bereinigt werden und ich übergab mein Leben Jesus. Bald darauf wurde mir klar, was meine Mutter mit der Aussage gemeint hatte. Mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr ohne den Glauben leben konnte und wollte.» Nun war Köbi Sänger im Kirchenchor und war Teil eines Hauskreises. Dann erfuhr er von der ausgeschriebenen Stelle als Nachfolger von Mesmer Erwin Müller. Sofort besuchte er den damaligen Pfarrer Roger Rohner. Darauf folgte ein Vorstellungsgespräch beim Kirchenpfleger zu Hause, und kurze Zeit später konnte er seine Arbeit als Mesmer in unserer Kirchgemeinde aufnehmen. Das war für ihn ganz klar eine Gebetserhörung. «Am Anfang setzte ich mir zum Ziel, jedes persönliche Gespräch mit einem Gebet zu beenden. Leider versandete dieser Vorsatz ziemlich bald», erzählt Köbi.

An den hohen Feiertagen wie Silvester, Karfreitag oder zu Beerdigungen mussten die Kirchenglocken manuell ein und ausgeschaltet werden. Das bedeutete, dass Köbi sich oft alleine in der Kirche aufhielt und wartete, bis das Geläut fertig war, um es wieder für den nächsten Anlass umzustellen. Heute sind die Heizung, die Lüftung, das Schlagwerk sowie die Musikanlage digitalisiert. «Ich weiss mittlerweile, wo was eingeschaltet wird. Versagt aber die Technik, ist mein Digital-Latein schnell am Ende. Früher konnte ich das Schlagwerk selber reparieren und manche Tische und Stühle instand halten», berichtet der Mesmer, der gern barfuss läuft. Auch die Rundbühne hat er selber entworfen und hergestellt, und das alles ohne Pläne. 

Mit viel Freude erinnert sich Köbi an die erste Sonntagschulweihnacht, an der etwa 30 bis 40 Kinder beteiligt waren und sogar ein lebendiger Esel dabei war. Das war für ihn ein grosses Highlight. «Als wir noch im alten Kirchgemeindehaus am Hofplatz tätig waren, freute es mich, wenn bei Anlässen ein Raum voller Menschen war und ich mit meiner Hilfe Unterstützung bieten konnte. Leider gibt es heute nicht mehr so grosse Gruppen», bedauert der Mesmer.

Im Gespräch mit Köbi Menzi war Barbara Müller.

Köbi Menzi an der Technik

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